Drei weitere Wochen Frankreich liegen nun hinter uns mit grandiosen Flüssen und bombastischem Wetter. Richtig schön los ging es schon auf der Hinfahrt. Basti hatte als Reisebach die Bonne vorgeschlagen, die wir alle noch nicht kannten.
Paul und ich teilten uns das Paddeln mal wieder auf und so paddelte Paul erst den oberen, leichten Teil auf glasklarem Wasser in einem einsamen Tal. Die Schwierigkeiten lagen hier bei WW II (III). Vor der folgenden Schlucht wechselten wir dann und ich durfte den wohl schönsten Abschnitt der Bonne befahren. Durch einen Felssturz und Arbeiten oberhalb eben jenem, darf man zur Zeit nur den oberen Teil der Schlucht bis Pont du Moulin fahren, gerade mal drei Kilometer, die aber sehr lohnenswert sind.
Verblockung in einer wunderschönen Schlucht
Schwierigkeiten bei unserem Wasserstand (5,95 m³/s in Entraigues) WW IV (X), bei mehr oder weniger Wasser variieren die Schwierigkeiten sicher um einen Grad, denn die Bonne verläuft auf diesem Abschnitt meist in Klammen oder klammartig, alles ist sehr eng.
Zwischendurch überspannt weit oben eine Brücke den Fluss
Der berühmte Schlitz der Bonne kurz vor dem Ausstieg war meines Erachtens bei dem Wasserstand unfahrbar, zu groß die Gefahr, dass man sich verklemmt.
Umtragen am Schlitz
Hierbei sollte man auch das angebrachte Hinsweisschild unbedingt beachten und sich vom Schild aus einzeln in das letzte Kehrwasser vor dem Schlitz vortasten (bei sehr viel mehr Wasser sollte man, wenn man die Bonne noch nicht kennt, sich die Situation zuerst einmal vorm Paddeln anschauen; das geht einfach, indem vom Ausstieg dem Feldweg flussauf folgt).
Insgesamt hat der Bach bei Basti, Henrik und mir ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert, weil er so schön war. Auch wenn wir die ganze untere Schlucht (nicht der Teil mit dem Felssturz, noch eine andere) nicht gefahren sind, weil wir uns das unschön aussehende Wehr nicht getraut haben und sonst einfach keinen weiteren Einstieg in die tiefe Schlucht gefunden haben.
Am Sonntag ging es dann zum Guil, einem meiner absoluten Lieblingsflüssen. Paul und ich teilten uns das Paddeln sozusagen wieder. Wobei wir diesesmal auch ein kleines Stück gemeinsam fahren konnten, weil Julia und Louise den Schlossgraben und die Schutzengelschlucht nicht mitfahren wollten und dann netterweise auf die beiden Kinder aufgepasst haben.
Im Schlossgraben
Gruppenbild mit Chateau Queyras
Paul hatte leider keinen guten Tag und ist zweimal in der Schutzeneglschlucht geschwommen. Er ist dann noch bis zu den Schleierfällen mitgefahren und hat dann dort aufgehört. Ich bin mit dem Rest dann noch bis in den Stausee runter.
Mit Style die Schleierfälle runter („Hauptsache das Bild wird gut“)
Der Guil ist einer meiner absoluten Lieblingsbäche
Nach diesem wunderschönen Paddeltag standen erstmal fünf Tage Führungsfahrten auf dem Programm. Im Vorkurs der WWW ist es so, dass man für fünf Tage eine Gruppe hat und man als Fahrtenleiter die Bäche jeweils nach dem Können der Truppe raussucht. Ich hatte eine reine WW-Anfängertruppe, die bisher kaum WW-Erfahrung hatten, daher war die nächsten Tage nur auf Durance und dem unteren Guil unterwegs. Das ideale Trainingsgelände für Anfänger, am Ende der Woche waren alle fit im Kehrwasserfahren.
Paul war in der Zeit mit den Kindern so im Durancetal unterwegs zum Wandern, Sightseeing (Briancon ist sehr schön) und planschen am Badesee.
Rumspielen am Badesee in Eygliers
Abends hatte er dann auch mal die Gelegenheit paddeln zu gehen.
Warten auf Papa und Samuel
Abendstimmung an der Durance
Kindertour am Abend
Ausstieg am Campingplatz in St. Crepin
Am Samstag ging es nach dem vielen leichten Wildwasser mal wieder auf den Guil, diesmal mit der Jugendtruppe vom KCW. Wobei Paul ein paar wunderschöne Aufnahmen machte.
Die Stufe im Schlossgraben
Der ganze Trupp
Die nicht ganz perfekte Route im Felssturz
Weiter geht’s im Felssturz, entweder links lang…
…oder rechts lang
Jana, zum ersten Mal auf dem Guil
Weil Sammy sich den oberen Abschnitt von Aiguilles aus nicht getraut hatte (die Oma hatte bei der Hochfahrt im Auto erzählt, wie sich letztes Mal einer dort eine Platzwunde bei einer Kenterung zugezogen hat), paddelten wir nachher noch den unteren Guil. Samuel war begeistert von der Flussfarbe und der atemberaubenden Landschaft.
Da stand es natürlich nicht zur Diskussion, am nächsten Tag nochmal wieder zu kommen. Jakob ging diesmal auch mit aufs Wasser und Samuel startete im Einer.
Auch wenn die Strecke nur drei Kilometer lang ist, stellte sie eine große Herausforderung für Samuel dar. Der erste, etwas wuchtigere Schwall überraschte ihn so sehr, dass er ihn lieber mit mir im Päckchen fahren wollte. Er hätte ihn auch alleine geschafft, aber er soll sich ja auch sicher auf dem Wasser fühlen. Er schaffte es sogar ein paar Kehrwasser anzusteuern (wenn auch nicht immer ganz oben). Am unterspülten Felsen erklärte ich ihm vorher die Fahrtroute genau, schön vor dem Felsen rechts ins Kehrwasser, und Samuel nahm auch exakt die Route. Die danach folgende Stelle wollte Paul fotografieren, doch Samuel und ich kamen zu schnell hinterher. Kurzerhand trugen wir also wieder hoch. Samuel hatte große Backe und meinte, dass die Stelle toootal einfach wäre, immerhin ist er sie ja schon einmal gut runter gekommen. Er war dann ganz schnell von seiner großen Klappe geheilt, als er mitten in der Stelle aus Versehen ein Kehrwasser mitnahm und sich ungeplant drehte. Nun weiß er immerhin, dass man bei, für einen selber, schweren Stellen bei jeder Befahrung konzentriert bleiben muss.
Samuel stoppt ungeplant im Kehrwasser…
…und muss den Rest der Stelle ohne Vorpaddler runter
Die Wellen lassen den kurzen Schrecken schnell vergessen
Nach dem Paddeln hatte Paul dann das harte Los, das Auto joggend nachzuholen, während die Kinder und ich noch ein bißchen Fluss planschten.
Montags ist in Guillestre Markttag, den besuchten Samuel und Jakob mit Oma und Tante, was Paul und mir mal etwas ganz seltenes ermöglichte: wir beide alleine, unterwegs auf Wildwasser. Das hatten wir so seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Um die Sache einfach zu halten, paddelten wir die Durance vom Campingplatz in St. Crepin bis nach Embrun und ließen uns dann dort abholen.
Abends nach dem Essen machten wir uns dann auf dem Weg zum Verdon (die Kinder blieben so lange bei der Oma). Für mich war es die erste Tour auf dem Verdon und es war einfach fantastisch. Da ich keine passenden Worte zur Beschreibung finde, lasse ich einfach die Bilder für sich sprechen:
Olli macht die Kamera startklar
Am Vormittag/Morgen ist es noch schattig in der Schlucht
Pure Freude ob der grandiosen Landschaft
In der Passerelle
Nicht nur die Landschaft ist toll, auch die Wasserfarbe passt
Basti in einer der Stufen
Andi nimmt genau Maß für den Siphon
Gruppenbild
Immer wieder wirds klammartig
Warten im Imbut
Paul fährt in die erste Höhle
Der Höhlenwächter hilft beim ersten Umtragen in der Höhle
Nur die Letzte hüpft allein ins Boot 😉
Und die nächste Umtrage, diesmal erst mit Klettern,…
…Boot runterschmeissen…
…und dann hinterher springen
Einer der wohl schönsten Pausenplätze überhaupt
Blick vom Pausenplatz flussauf
Jana visiert den letzten Siphon an
Das anstrengenste am Verdon war übrigens das Slalomfahren um die Tretboote auf dem Stausee bei unglaublicher Hitze 😉
Nachdem wir also einen recht ausgefüllten Paddeltag am Dienstag hatten, ließen wir es am Mittwoch etwas entspannter angehen. Wir paddelten vom Campingplatz aus bis nach Embrun. Paul machte mit Jakob den Shuttle und Samuel und ich fuhren im Zweier. Nach einiger Überlegung wagten wir uns sogar Rabioux gemeinsam runter, für Samuel und mich wohl gleichermaßen aufregend.
Chaos in der Rabioux
Paul hilft Louise beim Hochrollen
Fahrtroutenbesprechung
Samuel, tief beeindruckt von dem dicken Loch, das vor uns liegt
Einmal tief abtauchen…
…und geschafft!
Cousin Jonas fliegt in der Spielstelle in Embrun
Nachmittags gab es dann DAS Begleitprogramm für die Kinder auf der Wildwasserwoche: das Bötchenrennen. Dabei treten selbstgeschnitzte Bötchen im Boatercross-Modus gegeneinander an. Jakob belegte mit seinem, von Paul geschnitzten „Knubbel“ den zweiten Platz, als Preis bekam er dafür (von Sport Schröer gesponsort) einen Trinkbecher.
Spannung pur für die kleinen Bootsbesitzer
Ein Bötchen im gefährlichen „Brückenschwall“
Samuel hatte sich dieses Jahr zum ersten Mal ganz alleine ein Boot geschnitzt, halb Krokodil, halb Boot. Er schied zwar früh aus, was er aber nicht so schlimm fand. Immerhin hatte er beim Schönheitswettbewerb eine Stimme für sein Bötchen bekommen (was so ungefähr den dritten oder vierten Platz entsprach).
Am nächsten Tag stand dann ein weiterer Programmpunkt für die Kinder auf dem Plan: das Kinderraft. Ich machte mit Jakob das Shuttlebunny, während Samuel mit Cousin Jonas, Ole und Lia vom KCW und einigen anderen Kindern von Rabioux bis Embrun raftete. Man braucht nur in die strahlenden Kindergesichter schauen, um zu sehen, dass das Raften ein durchschlagender Erfolg war.
Ein Gruppenbild der kleinen Rafter und der zwei Fahrtenleitern Melli und Jürgen
Einmal probesitzen
Samuel paddelstartklar
Spaß in den Wellen
Lautes quietschen an der letzten Stelle, die extra quer genommen wurde
Nach dem Raften durften alle Kinder nochmal üben im Wildwasser zu schwimmen, dabei lernten sie gleichzeitig schonmal spielerisch, wie es ist, mit dem Wurfsack gerettet zu werden.
Jonas und Samuel planschen erst im Kehrwasser bevor es ins wilde Wasser geht
Jonas mit der Mama und viel Spaß
Samuel lässt sich ins Kehrwasser ziehen, Melli muss alleine ans Ufer schwimmen
Paul war an diesem Tag übrigens mit der Jugendgruppe auf der Waldschlucht der Guisane unterwegs (ohne Bilder, weil ich ja die Kamera hatte).
Freitags machten wir uns auf den weiten Weg zum Ubaye. Bisher hatte ich den Ubaye fast immer nur in einer trüben, dunkelgrauen Färbung angetroffen, dieses Mal jedoch war er glasklar und für einen Gebirgsbach richtig warm. Damit alle paddeln konnten (bis auf Jakob), wechselten wir uns ab. Oma Sabine passte auf dem oberen Abschnitt von les Thuiles bis le Martinet auf die Kinder auf. Das Stück war so ganz anders, als ich es in Erinnerung hatte. Ich kannte es nur wuchtig mit viel Gefälle, bei unserem wenigen Wasser war es nun sehr verblockt bei großem Gefälle. Sehr spaßig auf jeden Fall mit tollen kleinen Stufen und Durchfahrten, die man präzise anfahren musste. Paul paddelte nur bis la Fresquiere mit, weil er Gesundheitstechnisch etwas angeschlagen war (worüber er sich etwas ärgerte, weil gerne noch die Royal Schlucht mitgefahren wäre).
In le Martinet stiegen dann Sabine und Samuel dazu. Für mich ging es also im Topo Zweier weiter. Der Ubaye blieb weiterhin verblockt, wurde aber deutlich leichter. Ein, zwei Stellen waren aber mindestens WW III+, weswegen ich hinten ganz schön kurbeln musste und Samuel vorne vor Freude quieken ließ. Samuel war sehr begeistert von seinem bisher schwersten Wildfluß. Zwischendurch legten wir eine kleine Pause ein, damit er von einem Felsen einmal in den Bach springen konnte (das hatte er zuvor bei einer Raftgruppe gesehen und wollte es auch mal ausprobieren).
Ein schöner Fluss macht gute Laune
Maßnehmen für den nächsten Schwall
Jana und Paulchen in einem der wilderen Schwällen
Kurz vor Schluss kommt eine kurze Klamm
Andi in der Klamm
Vor der Royal Schlucht stiegen dann alle, bis auf Andi und ich, aus. Weiter ging es dann mit Basti, Jan und Max, die an diesem Tag Führungsfahrten auf dem Ubaye gemacht hatten. Max war während der Wildwasserwoche mindestens 5 oder 6 Mal schon auf dem Ubaye gewesen. Daher kannte er alle Stellen in der Royal Schlucht schon auswendig und sagte bei jeder genau an, wie man sie fahren muss. Das war etwas ungewohnt und Andi und ich amüsierten uns etwas über den „Erklärbär“, aber eigentlich war es eine super Sache, weil wir dadurch fix und sicher wie sonst was alle Stellen runter sind.
Alles in allem war der Ubaye-Tag einer der besten Paddeltage im ganzen Urlaub mit nem geilen Bach, passendem Wildwasser für jeden und einer atemberaubenden Landschaft.
Es war ja immernoch Wildwasserwoche und eigentlich musste ich keine Führungsfahrten mehr machen, weil ich die Vorwoche schon gemacht hatte. Da viele Fahrtenleiter den Samstag als Abreisetag nutzen wollten, sprang ich dann ein und machte eine Führungsfahrt auf dem Guil (vom Tunnel bis in den See). Danach fuhren wir ins Byaissetal, um zu sehen, inwieweit die beiden Quellflüsse der Byaisse, der Torrent d’Oulse und der Chichin fahrbar sind. Fazit: Bei mehr Wasser durchaus auf kurzem Stück jeweils vor dem Zusammenfluss. Wunderbare Stufenkombinationen, da werde ich wohl bei höheren Wasserständen nochmal wiederkommen.
Unterhalb des Cascade de Dormillouse kann man auf dem Chichin einsteigen
Highlight der kurzen Strecke ist eine spektakuläre Doppelstufe, mit einer ca. 2 m hohen Stufe…
…und einer Rutsche mit Kicker in einen großen Tumpf
Am Sonntag war für Paul der Urlaub dann zu Ende, er musste nach England zum Arbeiten. Dafür brachte ich ihn nach Turin zum Flughafen, während die Kinder bei den Großeltern blieben, die für ein volles Programm sorgten mit Kinderpaddeln und planschen an den warmen Quellen.
Mal ganz anders: Paddeln mit Oma (Opa hat mit Jakob das Auto umgesetzt)
Kindertour: Janne zum ersten Mal im Boot mit Jakob’s Paddel
Jakob spielt Staudamm, während…
…Jonas und Samuel in den tieferen Becken schwimmen
Bevor wir den Standort wechselten, gingen wir wenigstens noch einmal richtig wandern. Die große Hitze hatte uns bisher ein wenig davon abgehalten, aber eigentlich ist das Durancetal auch ein wunderbares Wandergebiet. Mit dem Tete de la Drayre machte Jakob seinen ersten Gipfel (auch wenn alle anderen Berge um uns herum viel höher waren).
Kurz, aber an einigen Stellen ganz schön steil, ging es hinauf
Samuel am „Gipfel“
Wasser tanken an einem kleinen Gebirgsbach
Auf der Weiterfahrt nach Albertville machten wir wieder einen Zwischenstop an der Bonne. Der Wasserstand war zwar in den zwei Wochen mächtig gefallen, aber für die Schluchtstrecke reichte er trotzdem noch aus. Bedingt durch den niedrigen Wasserstand war die Befahrung deutlich leichter als beim ersten Mal, so dass alle Jugendlichen mitpaddeln konnten.
Andi in der ersten Engstelle
Umtragen ist manchmal auch nicht so leicht
Paulchen meistert die Stelle mit Bravour
Sonja mit viel Spaß
Der ganze Trupp versammelt
Jana nach dem Schlitz
Samuel wartet am Ausstieg: „Wo bleiben die denn nur?“
In Albertville angekommen, war es dort ziemlich warm und drückend (39°C) und wie nicht anders zu erwarten, knallte es an diesem Abend auch noch ordentlich (wie von da an jeden Abend).
Ein Jakob im Pregewitter-Sturm
Weil wir nicht schon wieder so lange Auto fahren wollten, ging es am nächsten Tag zum Wanderstück der Isere. Nach einigen Schwierigkeiten mit den EDF-Leuten (EDF=Französischer Stromanbieter/Wasserkraft), hatten wir den passenden und erlaubten Einstieg an der Pont de Gilly gefunden. Samuel war dieses Mal mal wieder im Einer unterwegs, bewacht von Opa Andi, weil ich mit Jakob im Zweier fuhr.
Samuel folgt Jakob und mir, begleitet von seinem „Bewacher“
Cousin Jonas zählt fleißig seine Paddelschläge
Schwierigkeitstechnisch hat die Isere auf diesem Abschnitt leider nichts wirklich zu bieten. Samuel war auch etwas enttäuscht, er hatte sich den Fluss wilder vorgestellt und sich schon auf schöne Wellen gefreut. Das einzige wilde war eine kleine Blockstufe mit einem Loch dahinter. Die war dann wiederum zu wild für ihn ganz alleine und so fuhr er sie mit dem Opa im Päckchen.
Die einzige Schwierigkeit auf diesem Abschnitt, eine kleine Blockstufe
Spielen in der Pause, ein bißchen Abkühlung tut gut
Samuel schlug sich echt tapfer, aber es war an dem Tag einfach zu warm. Ohne Schatten auf einem Fluss mit nur wenigen Schwierigkeiten machten den kleinen Mann ganz mürbe. Die letzten zwei Kilometer (von immerhin 20) wurde er vom Opa abgeschleppt.
Alle Mann vollkommen fertig in der Hitze
Eigentlich war keiner so richtig begeistert von diesem Abschnitt und das lag nicht nur an der Hitze. Das Iseretal ist zwar landschaftlich noch ganz schön, dort unten aber vollkommen verbaut mit Autobahn und lauter Bundesstraße. Wildwasser war zudem auch nicht wirklich vorhanden, nur schnelle Strömung. Im Ganzen also eher ein enttäuschender Paddeltag.
Nach der Enttäuschung am Vortag wartete als nächstes ein echter Landschaftskracher auf uns: die Arve, die am Mont Blanc-Massiv vorbeifließt.
Grandiose Landschaft an der oberen Arve
Wir begannen unsere Tour auf einem linken Nebenbach, dem Arveyron. Dieser entspringt 2,5 km oberhalb vom Einstieg dem Mer de Glace, einem riesigen Gletscher. Dementsprechend eiskalt war auch das Wasser. Der Arveyron ist komplett begradigt und lässt sich gut mit dem Wort: Autobahn beschreiben. Denn hohes, gleichmäßiges Gefälle sorgt für eine Monstergeschwindigkeit. Es geht durch Wellen (WW III maximal) und unter einem hört man die Steine poltern.
Kleine Kehrwasser gestalten das Einsteigen schwierig
Ein banger Blick ins neblige Ungewisse
Stephan auf der Autobahn
Ein kleiner Rettungsbericht (mit wichtigen Lehren für uns):
Kurz vor der Mündung kommt eine Rücklaufstufe, die je nach Wasserstand mehr oder weniger ausgeprägt ist. Wir hatten übrigens einen sehr guten Pegel. Andi erwischte mit Sascha (der nicht so Kehrwasser sicher ist) das letzte Kehrwasser vor der Stelle, ich das vorletzte. Der Rest lag weiter oben am Ufer. Die Ufer sind gemauert und ziemlich hoch, man kommt also nur schlecht raus, von der Stufe sahen Andi und ich auch nicht so wirklich etwas. Während wir noch überlegten, was wir tun sollten, kamen von oben zwei Rafts angeschossen, die einfach mitten durch fuhren. Na super, wenn die das schaffen, kriegen wir das auch hin, war unsere Überlegung. Also, gesagt, getan. Da Andi noch Sascha festhalten musste, fiel es mir zu als Erste zu fahren. Ich fädelte aus dem Kehrwasser aus, überfuhr noch einen Wellenkamm und dann fielen mir fast die Augen aus, als ich das Riesenloch erblicke. Viel mehr als „Ach, du sch…!“ denken und Vollgas geben kann ich nun nicht mehr tun. Ich tauchte ein, meine Spitze schoss himmelwärts, noch während ich kerze, fing ich schon wieder an ordentlich loszuschaufeln. Kurz stand ich auf der Stelle, doch dann ging es weiter. Ich drehte mich um, um den Anderen zu zu rufen, dass sie besser umtragen, doch da war es schon zu spät. Andi und Sascha trieben zeitgleich aus dem Kehrwasser raus. Sascha auch noch mit aller Seelenruhe ohne irgendwelche Anstalten zu machen und mal los zu paddeln. Ich brüllte ihm zwar noch so laut ich konnte: „VOLLGAS!“ zu, aber zu spät. Schon hing er im Loch drin, Quersurf. Da direkt hinter der Stufe keine Kehrwasser waren, paddelte ich weiter runter bis ich eins fand, stellte mich ins Wasser, wuchtete mein Boot rauf. Andi war mittlerweile zu mir gestoßen. Er wollte das Boot nehmen, ich wollte Sascha mit dem Wurfsack rausziehen. Das Boot kam dann ziemlich schnell angeschwommen, nur Sascha nicht. Also kletterte ich die Mauer hinauf und schlug mich durch die Büsche flussauf. Sascha hatte es irgendwie geschafft alleine an Land zu kommen. Er war auf der anderen Flussseite, ich signalisierte ihm, dass er bis zu meinem Boot (das lag an einer Brücke) gehen sollte. Dann ging ich den anderen entgegen, um ihnen die Mauer rauf zu helfen. Stephan hatte es mittlerweile aber schon mit Paulchens Hilfe rausgeschafft und alle waren sicher am Ufer. Sie trugen das Stück bis zur Mündung dann. Wieder an meinem Boot angekommen, war Sascha nirgends zu sehen. Wir machten uns in alle Richtungen auf um ihn zu suchen, befragten Passanten, bis wir ihn endlich fanden. Er war schonmal weiter flussab gelaufen, weil er mich falsch verstanden hatte und er nach Andi gucken wollte. Dieser war derweil irgendwo in Chamonix unter einem Restaurant (ja, das geht da) und leerte das Boot aus. Da aber schon einige Leute anfingen, ihn besorgt anzuschauen, fuhr er mit dem Boot weiter zum Ortsausgang. Ich versuchte ihn anzurufen, aber mein Handy funktionierte irgendwie nicht (keine Ahnung warum, aber genügend Guthaben hatte ich eigentlich noch). Außer mir hatte keiner ein Handy dabei, nur Andi, der sonst wo war. Stephan joggte zwar einmal durch Chamonix durch, fand Andi aber nicht. Da es ja nicht weit bis zum Einstieg war, lief Sascha den Weg zurück, wir wollten ihn dann nachher einsammeln. Der Rest der Gruppe fuhr dann weiter. Nach kurzer Zeit stießen wir dann auf Andi, der ja das Boot, aber leider nicht das Paddel retten konnte. Melli und Sabine, unsere beiden Autofahrer für diesen Tag, waren auch schon da, um das Boot und dann Sascha einzusammeln.
Insgesamt ist bei dieser Rettungsaktion zwei wichtige Sachen schief gelaufen:
- Es ist besser mehrere Handys mitzunehmen, falls mal eins ausfällt
- Wenn Leute dabei sind, die noch nicht so lange WW paddeln, ist es wichtig, konkrete Ansagen zu geben (dann wäre Sascha nicht einfach verschwunden)
Zum Glück ist, außer einem verlorenen Paddel nix schlimmeres passiert. Das nächste Mal sind wir dann hoffentlich besser gewappnet.
Wiedereinstieg auf der Arve
Paddeln mit Blick auf das Mont Blanc- Massiv
Hier ist die Gruppe schon wieder komplett
Nach dem Ort les Houches stürzt die Arve durch eine steile Schlucht hinab in ein weites Tal. Wir umfuhren die, ich denke unfahrbare, Schlucht und setzten unterhalb in le Fayet wieder ein. Sabine ist diesmal mit von der Partie, Melli und Stephan passten auf die Kinder auf und besichtigten noch die Gorges du Fier. Die Arve bietet auf dem unteren Abschnitt nur mäßige Schwierigkeiten bei schneller Strömung. Lediglich sechs wuchtige Blockwurfstufe auf den ersten Kilometern sind schwieriger, bei viel Wasser aber super spaßig und sauber zu fahren.
So langsam aber sicher neigte sich der Urlaub dem Ende zu, als krönenden Abschluss sozusagen, ging es auf die obere Isere. An der Slalomstrecke in Bourg St. Maurice setzten wir ein.
Leider war der obere Abschnitt der Strecke gesperrt, weil ein Hochwasser irgendwelche Felsen verschoben hatten. Weiter unten lag auch noch ein Baum drin, den man rechts umfahren musste und der, gerade als wir dran vorbei fuhren, geborgen wurde.
Ein Bagger für die Baumbergeaktion
Der Wasserstand sank auch mit einem mal sehr drastisch, wir denken wegen den Problemen in der Slalomstrecke. So war es auf den ersten Kilometern recht schrappelig, mit der Zeit wurde es besser, aber durch das wenige Wasser war die Isere etwas leichter als üblich. Nichtsdestotrotz war es wunderbarer Paddeltag in wunderbarer Landschaft.
Der Eingang zur Klamm
Die Jugend in der Klamm
Top Landschaft, auch wenn die Wasserfarbe diesmal nicht mitgespielt hat
Am nächsten Tag teilte sich unsere Gruppe auf. Es war Samstag, also unser Rückreisetag. Die Jugendgruppe paddelte den Arc, während die Kinder und ich mit Melli, Stephan und Jonas eine Höhle besichtigten. Die Kinder sollten schön müde gemacht werden vor der langen Autofahrt. Der Plan ging auf, Jakob war nachher stehend KO und schlief viel, während Samuel ein vorbildlicher Beifahrer war (Paul war ja schon Zuhause).
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